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Rezension zu
Die Königin der Schatten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Starke Protagonistin, aber noch unzureichender Weltentwurf

Von: Sonja Buddensiek
26.06.2015

"Ich kann zu jedem in diesem Königreich vordringen. Ich bin gefährlicher als die Mort und gefährlicher als die Caden. Ich habe dem Regenten einiges gestohlen und hatte ihn schon mehrfach vor meiner Schwertspitze. Unzählige Male hätte ich ihn töten können. Aber damit werde ich warten müssen." "Auf was?" "Auf dich, Königin von Tearling." In einer einzigen fließenden Bewegung erhob er sich und entfernte sich vom Tisch. Kelsea starrte ihm hinterher. Ihr Gesicht brannte, wo seine Finger sie berührt hatten. -- INHALT: 19 Jahre lang hat Kelsea wenig von der Welt gesehen - behütet ist sie bei ihrem fürsorglichen Ziehvater und ihrer strengen Ziehmutter aufgewachsen. Und das alles, damit sie überlebt. Denn sie ist die Thronerbin von Tearling und nicht wenige Menschen trachten ihr nach dem Leben. Doch Kelsea stellt sich allen Gefahren, als sie endlich ihren Platz als Königin einnimmt: Den Anschlägen, der Armut ihres Landes und auch der Bedrohung durch die Herrscherin von Mortmesne, die eine Invasion vorbereitet... MEINE MEINUNG: "Die Königin der Schatten" ist entgegen aller Erwartungen eine Dystopie und kein High Fantasy. In letzter Zeit scheint es recht beliebt zu sein, in solchen Romanen beide Genres zu vermischen, wahrscheinlich, weil etwas Neues her soll. Die Grundstrukturen sind also dem Fantasy-Genre entnommen, die Vergangenheit verweist allerdings auf unsere Welt. Das ist interessant, allerdings hat sich Erika Johansen damit vielleicht auch übernommen - denn dass alles Wissen unseres technologischen Zeitalters verloren gegangen sein soll bei einer Überfahrt an einen unbekannten Ort, wirkt doch reichlich weit hergeholt. Davon abgesehen fällt der Roman jedoch durch seine wunderschöne Sprache positiv auf, die die Geschichte sehr lebendig wirken lässt. Kelsea ist eine Protagonistin, die einen schnell durch ihre unerschütterliche Willenskraft, ihren Mut und ihre Intelligenz beeindruckt. Sie ist kaum weinerlich trotz der oftmals schwierigen Umstände und weiß sich meistens selbst zu helfen. Das Einzige, was an ihr stört, sind ihre permanenten Selbstzweifel und ihre Nörgelei über ihr Aussehen - obwohl sie trotzdem andere Menschen nach ihrem Äußeren beurteilt. Ihr Wächter Mace ist ein absoluter Dickkopf und ergänzt Kelsea vor allem dadurch gut, dass er sie immer wieder auf den Boden zurückholt. Als ihr Unterstellter nimmt er sich aber teilweise deutlich zu viel heraus. Eher mäßig charakterisiert sind leider die als so gefährlich gepriesene rote Königin, die dann aber doch nicht viel anderes tut als Sex zu haben und viel zu denken, wie auch der Fetch, in den sich Kelsea Hals über Kopf verliebt, obwohl er keine gute Seite hat. Ich meine, er stiehlt von den Reichen, gibt es aber nicht den Armen, was ist daran denn liebenswert?! Die ersten 200 Seiten, die komplett aus Kelseas personaler Sicht geschrieben sind und überwiegend von ihrer Reise nach Tearling handeln, lesen sich überaus spannend. Zwar wird es teilweise ein wenig zu detailreich, die vielen Gefahren, die sie gemeinsam mit ihren Gefährten meistern muss und die unterschiedlichen Eindrücke, die sie und so auch der Leser gewinnen, machen dies aber wieder wett. Kurz nach der Ankunft jedoch kommt es teilweise zu kapitelweisen Durststrecken, weil plötzlich und unerwartet die Sichten gewechselt werden - und mich persönlich die Gedanken eines Priesters, einer Torwache und der Königin weniger als gar nicht interessiert haben. Größtenteils werden in diesen Passagen keine überaus wichtigen Informationen geliefert, weswegen sie eher überflüssig sind. Davon abgesehen ist es doch ein wenig verwunderlich, wie schnell Kelsea, ohne an die Konsequenzen zu denken, einen möglichen Krieg heraufbeschwört, auch wenn der Grundgedanke sicherlich lobenswert ist. Zum Glück wird es im letzten sogenannten Buch innerhalb des Romans dann wieder richtig spannend, als es noch einmal sehr gefährlich für die junge Königin und ihre Wächter wird. Bis dahin und auch danach gibt es erfrischenderweise so gut wie keine Liebesgeschichte und schon gar keinen Kitsch, was ebenfalls einen Pluspunkt mit sich bringt, und auch das Ende wirkt rund und glaubwürdig. Der Titel des 2. Bandes im Original, "The Invasion of the Tearling" sagt wohl schon alles aus, was man über die Fortsetzung wissen muss. Möglicherweise werden in diesem dann auch die zwischenzeitlichen Längen vermieden. FAZIT: "Die Königin der Schatten" hat insbesondere in Sachen Sprache und Atmosphäre viel zu bieten. Autorin Erika Johansen versteht es gut, einen als Leser mitzunehmen in ihre Welt - die allerdings an ein paar Ecken unausgereift wirkt. Auch einige Längen bleiben nicht aus und teilweise mangelt es ein wenig an der Figurenentwicklung. Vielleicht schafft der Nachfolger, der im Englischen schon erschienen ist, hier ja Abhilfe. Von mir gibt es 3,5 Punkte.

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