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Rezension zu
Das Land der Anderen

Gegen alle Konventionen

Von: MoMa
27.06.2021

Das Ende des 2. Weltkrieges erlebt die junge, ungestüme Mathilde mit ihrem Vater und ihrer autoritären, konservativen Schwester in einem elsässischen Dorf. Dort lernt sie den Marokkaner Amine Belhaj, ihren späteren Ehemann, der für Frankreich im Krieg gekämpft hat, kennen und leidenschaftlich lieben. Ihr Leben soll ein Abenteuer werden: bunt, aufregend und unkonventionell. 1946 ergreift sie die Gelegenheit, aus ihrem gutbürgerlichen, langweiligen Leben auszubrechen und zieht mit Amine in dessen Heimat. Amine ist beseelt von dem Gedanken, das vom Vater geerbte Grundstück zu bearbeiten. Wie die dort bereits seit vielen Jahren ansässigen französischen Großgrundbesitzer, möchte er sein Land in blühende, moderne Orangenplantagen verwandeln. Doch der erste Weg führt sie in die geschäftige Medina, wo sie einige Zeit in Amines Elternhaus, umgeben von dessen Mutter und Geschwistern, wohnen. Als dann der Umzug in die einfache Hütte auf dem kargen Land erfolgt, ist Mathilde bereits schwanger. Der Traum vom orientalischen Paradies macht schnell der harten Realität Platz. Die unwirtliche Umgebung, der Mangel an Allem und die Einsamkeit belasten die Beziehung. Mathilde spürt, dass sie gesellschaftlich ausgegrenzt ist. Sie gehört nicht zu den wohlhabenden Franzosen, da sie mit einem Marokkaner verheiratet ist, und die Marokkaner sehen in ihr die Angehörige der sie unterdrückenden Kolonialherren. Immer wieder versinkt sie in Melancholie und immer wieder schafft sie es, sich aus den Depressionen herauszuziehen. Diese Zerrissenheit zwischen den Welten spürt und erlebt auch ihre Tochter Aicha. Einerseits das Leben auf dem Hof unter Einheimischen und andererseits die europäische, von Nonnen geführte Schule in der Stadt. Ihr Aussehen und ihre Herkunft machen ihr, trotz hervorragender Leistungen, das Leben unter den meist französischen Schülerinnen schwer. Als es im Jahr 1954 zu Aufständen der Marokkaner gegen die französischen Besatzer kommt, verschärft sich die Lage. Leila Slimani gelingt es durch ihren Schreibstil, dem Leser die Zerrissenheit und Probleme ihrer Protagonisten auf eindringliche Weise nahezubringen. Schnell wird Mathildes Desillusionierung in einem Land mit gänzlich anderen Werten deutlich. Die, erst auf dem zweiten Blick erkennbaren, klaren Grenzen zwischen den Bevölkerungsgruppen und das veränderte Verhalten ihres Ehemanns belasten die Beziehung. Am Beispiel von Amines Bruder wird auch der Hass der Unterdrückten gegen die Besatzer offensichtlich. Ein interessantes Buch, das die Verhältnisse in Marokko aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet.

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