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Rezension zu
Das Land der Anderen

Ein ungemein fesselndes Buch

Von: Gudrun
02.07.2021

Wenn man sich für Marokko und seine Geschichte interessiert, kann man dieses Buch nicht wieder aus der Hand legen. Die junge Elsässerin Mathilde heiratet nach dem 2. Weltkrieg in Frankreich einen Marokkaner, ohne sich der Konsequenzen dieser Verbindung bewusst zu sein. Sie geht mit ihm in sein Heimatland, um der Enge ihrer Familie zu entfliehen, um Abenteuer zu erleben. Was sie findet, ist die Familie ihres Ehemannes und die Einschränkungen der fremden Kultur. Das Bild von Mathildes Leben in der Fremde, ihre anfängliche Naivität, die Unkenntnis der Kultur, der Gepflogenheiten rundet sich durch die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven. Das Buch beschreibt ihre Entwicklung zu einer verantwortungsbewussten Frau und Mutter in einem fast hoffnungslosen Kampf um ihre Eigenständigkeit, ihre Würde als Frau. Mathildes Weg ist von vielen Zweifeln geprägt, aber auch von ihrem starken Willen, etwas zu bewegen und gebraucht zu werden. Dabei muss sie vieles verkraften können, was sich ihr als Frau eines Marokkaners in dieser Zeit der Unabhängigkeitskämpfe in Marokko an Problemen und Feindseligkeiten in den Weg stellt. Als sie nach dem Tod ihres Vaters für einige Zeit zu ihrer Familie reist, hält sie die eisige Kälte und das Unverständnis ihrer Schwester davon ab, dort zu bleiben und nie mehr nach Meknes zurückzukehren. Denn auch in Frankreich wird sie inzwischen als eine “Andere” gesehen. Sie gehört dort nicht mehr hin. Mathilde beginnt, ihren Platz bei ihrem Mann und ihren Kindern zu akzeptieren. Viele Geschehnisse sind aus gegenwärtiger Sicht fast unvorstellbar. Doch die Demütigungen und Verletzungen, die aus dem Kolonialismus und Rassismus resultieren, werden so ergreifend beschrieben, dass sich das Mitgefühl beim Lesen sofort einstellt, obwohl man das Verhalten einzelner Personen mit unserem heutigen Wissen vielleicht für naiv oder unvernünftig halten mag. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, die klare und bildhafte Sprache ließen oft ein regelrechtes Kopfkino entstehen. Hier denke ich, muss man auch die Leistung der Übersetzerin würdigen.

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