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Rezension zu
Glückskinder

Die Nachkriegszeit in München

Von: Eliza
30.04.2021

Die Bücher von Teresa Simon gehören seit Jahren zu meinen Highlights, auf die ich mich immer wieder freue. Lange war das Pseudonym der Autorin ein Geheimnis seit diesem Jahr haben wir die Gewissheit, das Brigitte Riebe Teresa Simon ist. Dieses Buch von Teresa Simon ist anders als ihre bisherigen Bücher. Es ist ein eindringliches Zeugnis einer schweren Zeit, welches zum Nachdenken anregt, aber auch viel Hoffnung schenkt. Hoffnung die wir vielleicht auch in diesen Zeiten dringend brauchen. Das Cover ist geschmackvoll gestaltet, zwei junge Frauen mit Koffern sind darauf abgebildet, sie wenden dem Betrachter den Rücken zu. Der Hintergrund ist Türkis, dazu die wunderbaren Kirschblüten und man bekommt sofort Frühlingsgefühle. Der Klappentext verrät, dass wir uns im Jahr 1945 in München befinden. Der Einmarsch der Alliierten steht kurz bevor. Zunächst wird der Roman abwechselnd aus den Perspektiven von Griet und Toni (Antonia Brandl) erzählt. Beide jungen Frauen haben es nicht leicht. Griet ist Holländerin und befindet sich noch im KZ-Außenlager, sie hat schreckliches erlebt und viele Menschen sterben sehen. Toni ist neben ihrer Tante Vev die starke Persönlichkeit in der Familie, sie kümmert sich um die anderen, besorgt Essen und alles Nötige unter der Hand, damit die Familie überlebt. Antonias Familie lebt in der Maxvorstadt, ihre Tante Vev war eine Grand-Dame des Theaters und beherbergt nun fünf weitere Familienangehörige. Dann sind die Amerikaner in München, Griet wird befreit und kommt zu den Brandls, sie wird dort von den Besatzern einquartiert. Benno, Griets Cousin, der ebenfalls in der Wohnung lebt, war Aufseher bei der Agfa wo Griet als Zwangsarbeiterin arbeiten musste. So fällt es Griet schwer die alten schweren Zeiten hinter sich zu lassen, wäre da nicht Captain Walker ihr Fürsprecher, der ihr einen Job bei den Amerikanern verschafft hat. Da ist aber auch noch Louis das Chamäleon, man weiß nicht wer er ist und was er so genau macht. Er trifft sich mit zwielichtigen Gestalten und ist immer dann zur Stelle, wenn man ihn am wenigsten erwartet und er hat sehr viele Kontakte. All diese Menschen kämpfen in der Nachkriegszeit ums Überleben, die Wohnungsnot ist groß, Nahrungsmittel gibt es kaum, der Schwarzmarkt blüht. Für die Lebensmittelmarken bekommt man sehr wenig, sodass man beim Essen kochen sehr erfinderisch sein und oft improvisieren muss. Der Roman endet im Herbst 1948, sodass wir die Personen rund drei Jahre begleiten. Zeitsprünge sind somit gegeben, werden aber durch die Zeitangaben am Kapitelanfang kenntlich gemacht. Der Autorin gelingt es diese Geschichte sehr eindringlich zu erzählen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Logische Fehler sind mir keine aufgefallen, ich konnte der Geschichte zu jeder Zeit folgen. Der Schreibstil von Teresa Simon ist sehr angenehm zu lesen, besonders der bayrische / münchnerische Dialekt machen den Roman sehr authentisch. Die Autorin ist in der Nähe der Schauplatz aufgewachsen und kann somit sehr anschaulich beschreiben und schafft es die Stadt München im Jahr 1945 vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben zu erwecken. In dem Roman geht es wie bereits angedeutet auch um die Lebensmittelknappheit und wie die Menschen in diesen Zeiten in der Küche improvisieren mussten. Besonders anschaulich wird dies bei den beigefügten Rezepten aus dem „Nachkriegskochbuch“. Das historische Nachwort ordnet das Gelesen noch einmal in einen größeren Kontext ein. Im Teil „Dichtung & Wahrheit“ erklärt die Autorin, wo sie sich eng an die Fakten gehalten hat und wo sie von ihrer künstlerischen Freiheit gebrauch gemacht hat. Am Ende folgt eine Danksagung. Auch ich möchte Danke sage, an Teresa Simon für diesen eindringlichen und zugleich spannenden Roman. An Random House und dem Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars. Ein Roman, den ich allen ans Herz lege, die gerne Geschichten lesen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit spielen und allen die sich von eindringlichen Geschichten in den Bann ziehen lassen wollen. Eine Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werden, da sie mich sehr berührt hat. Sie regt gleichzeitig zum Nachdenken an und gibt Hoffnung, dass nach den dunkelsten Zeiten auch wieder die Sonne scheinen wird. 10/10 P.

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