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Rezension zu
Abschied von Hermine

ganz großartig

Von: vanessa.liest
30.03.2021

Jasmin Schreibers erstes Buch „Mariannengraben“ war eins meiner Jahreshighlights im letzten Jahr und selbstmurmelnd musste „Hermines Abschied“ sofort auch bei mir einziehen. Ohne das ich da lang auf den Klappentext geschaut hätte. Und tatsächlich habe ich hier einen Roman erwartet und kein Sachbuch. Es gab einen kleinen „Huch“ Moment am Anfang, aber der war dann relativ schnell einem sehr lang anhaltendem „Ui“ gewichen. Jasmin Schreiber ist Biologin und Sterbebegleiterin und in „Hermines Abschied“ schreibt sie genau darüber. Über Biologie und übers Sterben. Immer dabei – Hamsterdame Hermine, die nach ihrem Hamsterleben in Jasmin Schreibers Wohnung nun als bildhafte und niedliche Anschauungshilfe zum Thema Leben, Sterben und Tod in einem Buch ein Denkmal gesetzt wurde. Nicht das schlechteste Hamstervermächtnis wie ich finde. Ich muss ja sagen, über den Tod zu sprechen ist mir unangenehm. Mir ist klar – irgendwann gehen wir alle den Weg alles Irdischen, aber es ist schwierig für mich einmal ganz ernsthaft über den eigenen Tod nachzudenken. Bis jetzt. Der Tod und vor allem auch das Sterben, ist sicher nicht nur für mich ein schwieriges Thema, aber Jasmin Schreiber hat es mir leicht gemacht. Diese Mischung aus klinischer Biologie, einer humorvollen Bemerkung hier und da, einer niedlichen Hermine und klaren Worten, wo sie angebracht sind, hat dieses doch einigermaßen schmale Buch zu einem sehr interessanten und spannendem Sachbuch gemacht. Ich habe hin und wieder grinsen müssen, das Kapitel über das Sterben hat mich zum weinen gebracht und wenn die Autorin beschreibt, wie Hermines kleiner toter Hamsterkörper zur Lebensgrundlage der verschiedensten Tierchen wird, hab ich mich wieder gefreut. Und ganz klar den Gedanken verworfen jemals in einer Kiste in der Erde zu verschwinden. „Hermines Abschied“ hat mir gut gefallen. Die Autorin ist sehr klar und unaufgeregt in ihren Ansichten, will nichts herunterspielen und vor nichts Angst machen, sondern nur aufklären um – so hatte ich wenigstens das Gefühl – mich, bzw. den Leser, einfach an den Gedanken zu gewöhnen, dass nichts für immer ist. Dabei macht sie Exkurse in die Tierwelt, erklärt Biologische Prozesse im Entstehen des Lebens, im Leben selbst und auch im Sterben (Ich habe den Satz „Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zelle“ so gefeiert!), macht Schlenkerer über religiöse Ansichten zum Leben nach dem Tod (oder besser – zum Leben nach dem Sterben) und schafft es auch noch Star Trek mit einzubauen. Ein wirkliches gutes Buch, das es wert ist gelesen zu werden. Auch zwei oder dreimal. Außerdem siezt mich die Autorin in ihrem Buch, da komm ich mir wichtig und erwachsen vor. Sterben macht mir trotzdem noch Angst. Der Tod ist immer noch eine Mischung aus absolutem Kontrollverlust und meinem Unvermögen mir das „nicht sein“ vorstellen zu können (natürlich, wie auch?). Aber „Hermines Abschied“ war auf jeden Fall für mich ganz persönlich ein erster Schritt zum Willen hin mich damit zu beschäftigen. Vermutlich ist es noch eine ganze Weile unheimlich über das eigene Dahinscheiden nachzudenken. Aber vielleicht nicht für immer. Wobei. Was ist schon für immer?

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