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Rezension zu
Das Zimmer aus Samt

Das Zimmer aus Samt

Von: Manja Krawetzke
03.09.2020

Paris, dazu eine Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen, das sind für mich die Zutaten, aus denen tolle Bücher entstehen können und bei denen ich nicht widerstehen kann. Zudem hat mich hier das außergewöhnliche und schlichte Cover neugierig gemacht, welches sich aus der breiten Masse hervorhebt. Zunächst lernen wir die junge Marthe de Florian kennen. Sie ist eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie wurde als Tochter einer Wäscherin in den dunklen Gassen von Paris geboren, hat sich aus eigener Kraft, mit Witz und Charme, ein besseres Leben erschaffen und lebt jetzt in einer vornehmen Wohnung voller Samt und Seide. Ihr Name ist erfunden, die Vergangenheit vollständig ausradiert. Sie lebt als Geliebte ein Leben im Verborgenen, ist scheinbar gefangen im goldenen Käfig und geht in ihrer Rolle dennoch vollkommen auf. Mich hat sie mit ihrer Eleganz und ihrem Sinn für die schönen Dinge im Leben vollkommen fasziniert. Die Entstehung ihres Portraits fand ich wunderbar und sehr detailreich beschrieben, so als ob man als Leser selbst dabei gewesen wäre. Mit diesem Gemälde hat Boldini sie unsterblich gemacht, in ihrer Jugend festgehalten und die Zeit überdauern lassen. Die zweite Zeitebene setzt 1938 an. Solange hat früh ihre Mutter verloren, von ihr aber die Liebe zu Büchern geerbt. Sie wächst bei ihren Vater auf. Er bringt sie mit Marthe zusammen und während Solange in Marthe´s Geschichte eintaucht und von ihr gänzlich hingerissen ist, überfällt Hitler-Deutschland Polen und löst damit den zweiten Weltkrieg aus, der auch vor Frankreich und Paris nicht haltmachen wird. Ich kannte schon andere Romane dieser Autorin und auch mit diesen hat sie meine Erwartungen voll und ganz erfüllt und ich hatte wundervolle Lesestunden mit Marthe und Solange. Mit ihrer sprachlichen Eleganz hat sie sich selbst übertroffen und lässt die Belle Èpoque vor dem geistigen Auge wieder auferstehen. Auch wenn die Geschichte zum größten Teil fiktiv ist, hat sich die Autorin, wie sie im interessanten Nachwort schreibt, von einen Zeitungsartikel inspirieren lassen. In Paris wurde 2010 erstmals eine Wohnung geöffnet, die über 70 Jahre verschlossen und in der alles noch original erhalten war. Es stellte sich heraus, dass diese Wohnung Marthe de Florian gehörte. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung für diesen tollen Roman verbunden mit fünf hochverdienten Sternen.

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