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Rezension zu
Mr. Mercedes

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nicht der beste Roman von Stephen King und nicht der beste Thriller

Von: Fabian Neidhardt
10.05.2015

Ich habe seit Der Anschlag keinen Roman mehr von Stephen King konsumiert, vielleicht, weil ich ihn derzeit als seinen besten erachte. Jetzt dachte ich aber, es ist Zeit, sich einen neuen vorzunehmen und meine Wahl fiel auf diesen. Mr. Mercedes ist ein Thriller und ein Beweis dafür, dass King keineswegs auf das Horrorgenre festgenagelt ist. Aber das ist er ja schon lange nicht mehr. Der Roman beginnt mit einem Vorfall, in dem ein Mercedes ungebremst in eine Menschenmenge fährt und dann entkommt. Hodges, der zuständige Polizist, der diesen Fall nie lösen konnte, geht irgendwann in Rente. Sitzt in seinem Sessel und denkt ernsthaft darüber nach, sich umzubringen, als der Mercedes Killer sich bei ihm meldet, um ein Spiel zu spielen. Und das weckt die Lebensgeister des alten Mannes noch einmal. Schon beim lesen dachte ich manchmal, die Story und die Figuren sind in dieser Geschichte ein wenig zu stereotyp. Hatten wir alles so schonmal. Was der Lesefreude keinen Abbruch tut. Das ist ein King-typisches dickes Buch, trotzdem liest man es schnell und gerne, es macht einfach Spaß. Aber es gibt diesmal ein paar Haken. Für den einen kann Stephen King nichts. Ich bin bei der Übersetzung mehr als einmal gestolpert. Zum einen geht der Übersetzer davon aus, dass es der iPad ist. Da es ein Eigenname ist, definiert Apple den Artikel und Apple, wie auch Wikipedia und der Rest der Welt, sagt das iPad. Jedesmal also, wenn da steht: Sie hatte ihren iPad im Auto liegen lassen. Dann stört mich das extrem im Lesefluss. Reisst mich aus der Geschichte. Und das sollte eine Übersetzung nicht passieren. Weiterhin ist, ohne zuviel verraten zu wollen, im Laufe der Geschichte ein gewisser Autoschlüssel des Mercedes relevant, der im englischen valet key heißt. Valet kommt vom französischen Diener und beschreibt die Leute, die für einen die Autos vor dem Hotel oder Restaurant oder so entgegennehmen und sie für einen einparken. Dafür gibt es spezielle Fahrzeugschlüssel, mit denen man den Wagen eingeschränkt benutzen kann. Man kann die Türen öffnen und den Motor starten, aber den Kofferraum nicht öffnen. Diese Schlüssel heißen valet keys. Im Deutschen heißen die Werkstattschlüssel, weil wir hierzulande kaum so einen Fahrdienst in Anspruch nehmen, dafür aber den Wagen öfter mal in die Werkstatt bringen. In der deutschen Ausgabe steht nun einfach Valetschlüssel, ohne eine Erklärung. Und ich unterbreche mein Lesen und bin verwirrt und muss googeln, um überhaupt herauszufinden, was das sein soll. Und um herauszufinden, dass das definitiv kein deutsches Wort ist. Das dürfte nicht passieren. Aber wie gesagt, nicht die Schuld von Stephen King. Was aber auf seine Kappe geht ist die eigenartige Form des Erzählers, den er für dieses Buch gewählt hat. Ein auktorialer Erzähler, der die Gedanken und Ansichten aller Figuren hat und auch Wissen über die Zukunft hat. Nicht gegen einzuwenden, wenn es konsequent verwendet wird. Aber in einigen Moment nutzt King seine Macht als Schriftsteller aus und verwehrt dem Leser bewusst Informationen, die den Figuren schon vorliegen. Meiner Meinung nach, um an manchen Stellen noch Spannung zu schüren, da steht dann beispielsweise, und diesen Satz erfinde ich jetzt, er steht so nicht im Buch: Er kauft eine Spitzhacke, vier Meter Seil, Gummihandschuhe und ein Ding, das so groß ist, dass es fast nicht in sein Auto passt. Was soll das denn bitte? Traut hier jemand seiner eigenen Geschichte nicht und glaubt, er muss sie mit solchen Tricks spannender machen? Mich hat jede dieser Stellen, die tatsächlich ein paar Mal vorkommen, wirklich gestört und den Spaß genommen. Alles in allem ist es immer noch ein Buch, das man lesen kann. Aber es gehört weder zu den besten Büchern von Stephen King, noch zu den besten Thrillern.

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