Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Haarmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein spannender Roman, der auf einem realen Kriminalfall beruht

Von: Lesewolke
17.03.2020

Kurbjuweit hat in seinem Kriminalroman "Haarmann" geschickt Realität und Fiktion miteinander kombiniert, so dass einer der brutalsten Serienmord-Fälle der deutschen Geschichte eine Bühne bekommt, die einen in seinen Bann führt - ob man es möchte oder nicht. Dabei gibt es viele Momente, vor denen man am liebsten die Augen verschließen möchte. Aber so erschrocken und ohnmächtig, wie sich die Bevölkerung Hannovers dem Verschwinden von Jungen und jungen Männern ausgesetzt fühlt, so kann auch der Leser/die Leserin sich dessen nicht entziehen. Es bleiben auf beiden Seiten Erschrecken und Ohnmacht. Die Handlung des Kriminalromans entwickelt sich an der fiktiven Gestalt des Ermittlers Robert Lahnstein. Er ist von Bochum nach Hannover versetzt worden, um das Verschwinden von Jungen und jungen Männern aufzuklären. Am Ende zählt er 24 Verschwundene. Doch er fühlt sich bald ohnmächtig. Egal, welche Spur er verfolgt - wenn es denn eine gibt -, der Durchbruch bleibt aus. Bald verdichten sich die Informationen und führen zu Fritz Haarmann. Doch geschickt windet er sich aus sämtlichen Anschuldigungen und führt die Polizei als machtlos vor. Lahnstein kämpft nicht nur mit der Aufklärung des Falls, sondern auch mit seinem Kollegen Müller, der seine Ermittlungsarbeit erschwert, sowie mit seiner Vergangenheit, die ihn immer wieder einholt. Die Handlung bekommt eine besondere Lenkung, indem Personen, die wirklich mit dem Fall Haarmann betraut waren, neben Personen auftreten, die Kurbjuweit einführt, damit dem Leser/der Leserin das soziale und gesellschaftliche Umfeld des Romans dargestellt werden kann. Eine der von Kurbjuweit eingeführten Person, ist die Figur des Ermittlers Lahnstein. An ihm werden die Spannungen zwischen Sozialdemokraten, Monarchisten und Nationalisten deutlich. Auch die politischen Umbrüche und Herausforderungen der 1920er Jahre finden in ihm Raum. Selbst die Themen „Armut“, „(Kriegs-)Witwen“, „Homosexualität“, „sexuelle Freizügigkeit/Prostitution“ u.a. werden nicht ausgespart. Damit ist der Kriminalroman „Haarmann“ ein historischer Spiegel, der den Leser/die Leserin in die Zeit der scheinbar goldenen 1920er Jahre einführt. Dabei beschönigt er nichts und entlarvt die Freiheiten der 20er Jahre als trügerisch. Der nüchterne Schreibstil, der durch kurze prägnante Sätze sowie durch die fehlende Kennzeichnung der wörtlichen Rede noch verstärkt wird, unterstreicht, dass Kurbjuweit eine Welt eröffnen möchte, die einen mitreißt, nicht loslässt; eine Welt, vor der man nicht die Augen verschließen kann. Bis man feststellt, dass es Parallelen gibt, die sich bis in die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts ziehen. Ich war ganz fasziniert von dem Kriminalroman „Haarmann“, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Dabei fesselte mich nicht nur die Schilderung des realen Kriminalfall Fritz Haarmann, sondern auch das Schicksal der fiktiven Hauptfigur Robert Lahnstein. Es ist eines der wenigen Bücher, an dessen Ende keine offene Fragen mehr bleiben und man ahnen kann, wie es mit den Hauptfiguren - egal, ob real oder fiktiv - weitergeht. Die Geschichte ist zu Ende gezählt, obwohl man noch viel sagen könnte. Fantastisch!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.