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Rezension zu
Der Store

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Roman zum Gedanken machen

Von: Buchfeeteam
18.10.2019

Hmmmm...wie fange ich an? Also: Ich hatte so gehofft, das mir das Buch gefällt. Ich liebe solche Geschichten. Bevor ich es las, hörte ich mehrere Vermutungen à la es wäre sicherlich ein Abklatsch des vielgelobten "The Circle" (das ich übrigens auch gelesen habe und das ich wirklich, wirklich gut fand). Und nun? Ja, man kann Parallelen zu "The Circle" ziehen. Aber eigentlich ist es eine ganz andere Geschichte - man könnte fast sagen, stellenweise sogar das Gegenteil vom Circle. Ich würde eher sagen, dass Rob Hart hier eine Rechnung aufmacht mit Konzerngiganten wie Facebook, Google oder Amazon, und deren aktuelle Entwicklungen auf die Spitze treibt. Wir finden eine Welt vor, in der "Cloud" so gut wie den kompletten Warenhandel übernommen hat. Und sogar öffentliche Ämter und Behörden. Die Menschen, die bei Cloud arbeiten, wohnen auch dort - es ist eigentlich ein in sich abgeschlossenes System, mir drängte sich bei der Beschreibung der über die ganzen Welt verteilten "Motherclouds" irgendwie das Bild von Mond- oder Marskolonien auf. Ein Überleben in der Außenwelt ist quasi nicht oder nur unter schwersten Bedingungen möglich, denn der Klimawandel hat seinen Lauf genommen und das Leben unter der Sonne nur noch schwer erträglich gemacht. Dazu sind die meisten Geschäfte in den Städten geschlossen und der Großteil der Menschen lebt und arbeitet bei Cloud, weil es einfach nichts anderes mehr gibt. Eigentlich ist Cloud ein Vorzeigeunternehmen, denn sie haben sehr viele Innovationen technischer Natur auf den Weg gebracht, die auf den ersten Blick gut sind für die Menschen, für die Umwelt, die Geld und Ressourcen einsparen. Und auch den Menschen geht es bei Cloud auf den ersten Blick nicht so schlecht, wenn man mit den Alternativen vergleicht. Die Jobs sind hart, es werden außergewöhnliche Leistungen erwartet, der Druck ist hoch - aber wo ist er denn das heutzutage nicht mehr? Nun kommen wir aber nochmal auf den Vergleich mit "The Circle" zurück: Auch hier leben die Angestellten in einem so gut wie abgeschlossenen System. Das System bei The Circle basiert aber auf Social Media, auf möglichst viel Kommunikation und Networking. Bei "Der Store" ist nahezu das Gegenteil der Fall: Die Kommunikation wird auf vielen Wegen nicht unterbunden, aber doch gezielt minimiert, alles ist zwar hochmodern, aber eintönig, trübe und auf Isolation angelegt. Das System ist hochperfide, man weiß einfach nicht, ob man lachen oder weinen soll. Der Store macht ganz deutlich, dass jeder Fortschritt zwei Seiten hat - gute und schlechte. Es gibt auch Rebellen, die das Cloud - System stürzen wollen. Gegen jeden aufstrebenden Trend gibt es immer Rebellen. Die Sympathie von mir liegt in diesem Fall aber nur begrenzt auf der Seite der Rebellen, denn diese haben meines Erachtens keinen Plan, wie es im Falle eines Erfolgs weitergehen soll mit der Welt. Dafür ist das ganze System schonn viel zu weit fortgeschritten - bei einem Zusammenbruch würden wohl erstmal Chaos und Anarchie herrschen. Ich bin gespannt, ob die Geschichte nochmal fortgesetzt wird. Nun, ich finde das Ende ist so gehalten, dass es bewusst dem Leser überlassen wird, sich Gedanken darüber zu machen, wie es weitergehen könnte. Und ob er die Erkenntnisse und die Implikationen aus der Geschichte in sein eigenes Leben übernehmen möchte, denn jeder kann etwas für oder gegen eine tatsächliche Entwicklung in eine solche Richtung, wie sie "Der Store" beschreibt, tun: Fangt damit an, im Einzelhandel zu kaufen und nicht nur im Onlinehandel! Setzt auf persönliche Begegnung und Beratung. Seid vielfältig, seid unterschiedlich, seid anders. Aber wie gesagt. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Abgesehen vom Inhalt: Das Buch mag auf den ersten Blick so manchen Leser durch seinen Umfang etwas abschrecken, muss es aber nicht. Rob Hart schreibt wirklich gut und die Geschichte lässt sich flüssig und einfach lesen. Sie ist nicht zu verschachtelt und man kann der Handlung super folgen. Obwohl es keine großen Actionszenen oder Showdowns gibt, passiert immer wieder was und der Verlauf ist schlichtweg nicht vorhersehbar. Der Schreibstil von Rob Hart ist sehr angenehm und die Protagonisten, Zinnia und Paxton, eigentlich sehr interessant. Nicht unbedingt die Sorte Menschen, die man sofort liebhaben muss, die beiden polarisieren durchaus jeder für sich, aber sie sind interessant. Außerdem versteht der Autor es hervorragend, die Stimmung und die Atmosphäre von Situationen und Räumlichkeiten einzufangen und in seinen Worten so zu vermitteln, dass man sie beim Lesen richtiggehend spürt. Stellenweise ist es sehr bedrückend, aber das muss es auch sein. Fazit: So, das war jetzt für meine Verhältnisse ein ziemlich langer Text, und ich könnte noch ewig weiterschreiben, was einfach zeigt, dass diese Geschichte superaktuelle und brandheiße Themen und Entwicklungen aufgreift und den Nerv der Zeit trifft. Es wird wohl für sehr kontroverse Diskussionen sorgen und entweder geliebt oder gehasst werden - mir hat es sehr gut gefallen und ich hätte gern mehr von der Sorte. Von mir gibt es 5 / 5 Sterne.

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