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Rezension zu
Roter Mond

Zukunft auf dem Mond - SF-Roman mit geringer Schwerkraft

Von: Nik
17.10.2019

Die Europäische Union existiert noch in Robinsons Vision der Mondkolonisation im Jahre 2048, weitere kleine und mittlere Mächte sind ebenfalls mit Mondbasen vertreten. China jedoch, das gerade eben Hongkong vollständig übernommen hat, wie es fünfzig Jahre zuvor in einem Abkommen festgelegt wurde, ist die Supermacht auf dem Mond. Die USA liegen weit abgeschlagen dahinter. Die Machtkämpfe auf dem Mond, in die Robinson seine Hauptfiguren verwickelt, sind denn auch Machtkämpfe innerhalb Chinas, die auf die Mondbasen überschwappen. Echte Spannung kommt dabei nicht auf, weil der amerikanische Ingenieur Fred Fredericks, der chinesische Dichter Ta Shu und die flüchtige Tochter des chinesischen Finanzministers merkwürdig blass bleiben. Sie haben jeweils ihre eigene Stimme, doch gleichzeitig wirken sie wie abgeschnitten von ihren Gefühlen, in erster Linie Fred Fredericks, der Quantenmechaniker, der für Emotionen keine Sprache findet und darunter leidet, aber auch Ta Shu, der mit seinen Gedichten poetische Tiefe erlangt, ohne in sein Inneres hineinschauen zu lassen, oder Chan Qui, die Ministertochter auf der Flucht, die hochschwanger vor Mutterschaft und Gefühlen davonzulaufen scheint. Die Fülle der guten Ideen, mit denen Robinson das Leben auf dem Mond, den Einfluss der geringen Schwerkraft, die Kraterlandschaft mit ihren schroffen Wechseln zwischen Hell und Dunkel und die Reisen zwischen Erde und Mond anschaulich machen möchte, zerstiebt im Mondstaub, der sich wie ein melancholischer Schleier über die Geschichte legt. Der einzige Entwicklungssprung, der zwischen leichten Mondhopsern und Erdenschwere tatsächlich stattfindet, ist die Evolution der Künstlichen Intelligenz von einer wahnwitzig schnellen, aber bewusstlosen Rechenleistung zu Ansätzen einer menschlichen Intelligenz. Konsequent, dass die KI im Buch schließlich mit eigener Stimme spricht. Das verleiht dem Roman, vielleicht unbeabsichtigt, dystopische Züge, da die menschliche emotionale Intelligenz in stärkerem Maße künstlich wird als die künstliche Intelligenz menschlich. Kurz: Ein erfindungsreicher Science-Fiction-Roman mit blassen Personen und geringer Schwerkraft

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