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Julia Kröhn im Interview zu ihrem neuen Roman »Papierkinder«

Die Bestsellerautorin und Historikerin lässt Geschichte lebendig werden!

Julia Kröhn
© Sarah Kastner
1. Was inspirierte Sie zu diesem Roman?
Ich habe mich während der Coronazeit, als ich oft fassungslos darüber war, welche geringe Bedeutung Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen zugebilligt wurde, das erste Mal ausführlich mit der Kinderrechtsbewegung befasst: Seit dem 19. Jahrhundert setzte sich diese für den Schutz, die liebevolle Behandlung und die Bildungschancen aller Kinder ein. Rasch stieß ich auf drei beeindruckende historische Frauen, über die man m.E. viel zu wenig weiß. Mein Roman setzt sich zum Ziel, sie zu würdigen – gewidmet ist er aber allen, die sich bis heute für Kinder und deren Rechte stark machen.

2. Bitte fassen Sie in wenigen Sätzen Ihr aktuelles Buch zusammen:
In meinem Roman stehen drei Frauen im Mittelpunkt, die tatsächlich gelebt haben und die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Kinderrechtlerinnen einen Namen machten.
Emma Döltz war eine überzeugte Sozialistin, die die ersten Kinderschutzkommissionen ins Leben rief, um Kinderarbeit einzuschränken. Clara Grunwald war eine glühende Reformpädagogin, die die Deutschen mit den Ideen von Maria Montessori vertraut machte und die ersten Kinderhäuser gründete. Und Eglantyne Jebb hat sich nicht nur als Gründerin von Save the Children einen Namen gemacht – die erste international agierende Organisation, die sich ausschließlich für in Not geratene Kinder stark macht. Sie trieb auch die Genfer Erklärung von 1924 voran, als zum ersten Mal universelle Kinderrechte verkündet wurden.
Verknüpft werden die Schicksale dieser Frauen mit der Geschichte der fiktiven Familie Albrecht, die wir ein halbes Jahrhundert lang begleiten.

3. Was bzw. welche Szene darin war am schwierigsten zu schreiben?
Die Kinderrechtlerinnen, die sich in meinem Roman so energisch für das Wohl von Kindern einsetzen, tun das nicht zuletzt, weil es unendlich viele Missstände gab, die es zu bekämpfen galt: Kinderarbeit, Ausbeutung, Armut, brutale Erziehungsmethoden, Krieg. Insofern musste ich viele Szenen schreiben, in denen das Leid von Kindern thematisiert wird. Das fiel mir, insbesondere weil ich selbst Mutter bin, sehr schwer. Umso wichtiger war mir, dass sich vieles am Ende doch zum Guten wendet, eben weil es diese starken Frauen gibt.

4. Haben Sie eine Lieblingsszene?
In einer Szene erklärt Eglantyne Jebb, wie es zu ihrem Engagement für Kinder und deren Rechte kam: Nach einer unglücklichen Liebesbeziehung sah sie keinen Grund mehr zu leben. Doch dann reiste sie im Auftrag einer Hilfsorganisation auf den Balkan und wurde Zeugin, welches Leid der dort herrschende Krieg insbesondere über Kinder brachte. Dies war nicht nur der Moment, in dem sie eine Aufgabe fürs Leben fand, der sie sich künftig mit allem, was sie ist und kann, widmen würde, auch der Moment, da sie einsah: Noch wichtiger als im Leben Glück zu finden, ist es Sinn zu finden. Und dem kann ich nur zustimmen.

5. Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Das ist Ida – ein hochbegabtes, sensibles Mädchen, dessen Talente total verschüttet sind, weil sie aufgrund tragischer Umstände gezwungen ist, sich ganz allein durchzuschlagen. Nach mehreren Jahren auf den Straßen von Berlin erscheint sie völlig verwildert und verroht, zu nichts anderes mehr fähig als zum beinharten Überlebenskampf. Doch dann nimmt sich die großartige Lehrerin Clara Grunwald ihrer an: Ganz langsam und behutsam gewinnt sie das Vertrauen des kratzbürstigen Mädchens und kann zutage fördern, was tief in ihr schlummert: ein großer Bildungshunger, vielfältige Begabungen und die tiefe Sehnsucht nach Liebe.

6. Hat Ihr aktuelles Buch autobiografische Züge bzw. lassen Sie persönliche Erfahrungen in die Geschichte einfließen? Beruht Ihr Buch auf wahren Begebenheiten?
Mein Buch orientiert sich am Leben von drei berühmten Kinderrechtlerinnen: Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb. Ich habe versucht, wichtige Stationen ihres Lebens so authentisch wie möglich nachzuzeichnen. In vielen Szenen kommen Kinder vor, und hier konnte ich natürlich auf meinen Erfahrungsschatz als Mutter zurückgreifen – wobei die Kinder damals natürlich in einer ganz anderen Welt groß wurden.

7. Wie haben Sie für ihr aktuelles Buch recherchiert?
Neben der umfangreichen Lektüre von wissenschaftlicher Literatur zum Thema, teilweise auch Texten, die der Feder meiner historischen Protagonistinnen entstammten, habe ich sehr viele Originalschauplätze besucht – so in erster Linie in Berlin: Hier spielt ein Großteil meines Romans, und hier habe ich die Wohnadressen und Wirkungsstätten von Clara Grunwald und Emma Döltz, soweit sie bekannt sind, besucht. Ich habe auch einige Zeit in Genf verbracht, wo Eglantyne Jebb viele Jahre ihres Lebens verbracht hat und wo sie auch begraben ist. Es war sehr berührend für mich, an ihrer letzten Ruhestätte zu stehen. Auch eine Wanderung auf den Mont Salève, dem Hausberg von Genf, durfte nicht fehlen: Dort oben hat sie die erste Fassung ihrer Kinderrechtserklärung zu Papier gebracht.
Meine Recherchereisen kann ich mit zahlreichen Fotos dokumentieren.

8. Möchten Sie Ihren Leser*innen mit Ihrem aktuellen Buch eine bestimmte Botschaft mitgeben?
Ich möchte vor allem jene Botschaften bekannt machen, für die meine drei historischen Protagonistinnen standen. Gerne will ich sie an dieser Stelle zitieren:
»Uns geht es nicht um Gnade, die man Kindern zuteilwerden lässt, uns geht es um Rechte, die ihnen zustehen.« (Emma Döltz)
»Jedes Kind soll sich so fühlen, als wäre die Welt um seinetwillen erschaffen worden.« (Clara Grunwald)
»Die Menschheit schuldet dem Kind das Beste, was sie zu geben hat.« (Eglantyne Jebb)

Ein kurzer Gruß, an Ihre Leser*innen:
Liebe LeserInnen!
Kinder sind die Zukunft einer jeden Gesellschaft und zugleich ihre verletzlichsten Mitglieder. Ihrem Schutz, ihrem Wohl, ihren Bedürfnissen sollte vor allem in Krisenzeiten oberste Priorität eingeräumt werden. Das war und ist leider nicht immer so – umso wichtiger sind Menschen, die sich dafür starkmachen. Dazu gehören auch die drei Heldinnen, von denen ich in meinem Roman erzähle: Emma, Clara und Eglantyne. Auch ihretwegen erreichte die Kinderrechtsbewegung vor hundert Jahren einen wichtigen Meilenstein: 1924 wurden mit der „Genfer Erklärung“ zum ersten Mal universelle Kinderrechte verkündet.
Diese Kinderrechte sollten mehr als nur ein frommer Wunsch sein, nämlich ein Versprechen, das wir jeden Tag aufs Neue einzulösen versuchen.
Ich wünsche Ihnen berührende und aufwühlende, nachdenkliche und informative Stunden mit meinem Roman!
Herzlich,
Ihre Julia Kröhn

Papierkinder

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